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Ein kulturwissenschaftlicher Beitrag zur Climate Public School an der Uni Leipzig zu Bewertungspraxen im Rahmen des Klimaschutzes
Sonntagsbraten oder das Wohl der Tiere? CO2 oder in den Urlaub fliegen? Fast Fashion oder der Schutz von Menschenrechten? Diese und andere Fragen sind zentraler Bestandteil des Klimadiskurses. Das individuelle Handeln, das von diesen Fragen adressiert wird, erhält dabei diskursiv eine normierende Codierung – wird moralisch, im Sinne des Allgemeinwohls, gehandelt oder unter der Prämisse des egoistischen Selbstinteresses? Bei genauerem Hinsehen setzt der Diskurs somit nicht erst beim Handeln an, sondern fragt nach dessen Voraussetzungen – die Grundlage, auf der die Einzelnen sich für oder gegen eine Praxis zum Klimaschutz entscheiden, die für sie relevanten Bewertungskriterien und Prioritäten. In der Folge neigen Diskussionen und Vermittlungsbemühungen von Themen rund um den Klimaschutz dazu, in jener Dichotomie zwischen ethisch-moralischem versus egoistischem Verhalten zu verharren und damit auf der Ebene des intentional handelnden Individuums. Dieses wird, entsprechend seiner vermeintlichen Absicht, gekennzeichnet als normkonform oder nicht-konform und entsprechend sanktioniert.
Die Veranstaltung soll dazu dienen, diese Positionierung des handelnden Individuums im normativen Feld zwischen Klimaschutz und Eigennutzen genauer zu beleuchten. Dazu wollen wir anhand einiger Fallbeispiele untersuchen, inwiefern Klimaschutzpraxen sozial-kulturell strukturiert sind, inwiefern sie sich als soziale Praktiken zeigen, die sich individueller Intentionalität entziehen. Welche Kriterien zur Bewertung einer Klimaschutzpraxis sind vergesellschaftet? Welche inkorporierten kulturellen Begleitkonzepte spielen eine Rolle bei der Frage, wie verglichen, wie bewertet wird? Unser Ziel ist es, die Polarität von Moral und Egoismus, Allgemeinwohl und persönlicher Freiheit zu hinterfragen und auf dieser Grundlage gemeinsam darüber nachzudenken, wie Gespräche und Vermittlungen über Klimabewusstsein und -verantwortung effektiver gestaltet werden können. Wir freuen uns, wenn ihr Lust darauf habt, gemeinsam darüber zu diskutieren.
PD Dr. Silke Gülker