Vegan ist nicht genug

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Köln

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Zur Unmöglichkeit der Revolution im Supermarkt

In einer als unübersichtlich und chaotisch wahrgenommenen Umwelt, in der die Einzelnen keine Rolle spielen, scheint für manche Menschen alles, was mit dem nichtssagenden Label »alternativ« versehen ist, ein erstrebenswertes Mittel der Selbstbestimmung zu sein, das die Rückgewinnung von Kontrolle verspricht. Der bewusst gewählte und individuell gestaltete Konsum mit starker Betonung der Ernährungsweise wird für manche zum ordnenden Korrektiv. In den vergangenen Jahren ist der Veganismus aus seiner Nischenexistenz herausgetreten und passt sich inzwischen perfekt als konsumierbares Identitätsangebot in das kapitalistische System ein. ‚Veganismus rettet nicht die Welt und auch nicht die Tiere in ihr. Vegan zu leben mag das Gewissen beruhigen und eine legitime widerständige Praxis der Verweigerung sein, es bedeutet jedoch nicht, kein Leid zu verursachen oder moralischer zu sein als andere. Es kann allerdings als bequeme Ausrede dienen, nicht an den Produktionsverhältnissen zu rütteln. Der vegane Ablasshandel funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie der mit Fairtrade- und Bioprodukten und verlangt nicht nach einer radikalen Veränderung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse. Der Kassenzettel ist kein Stimmzettel, und bewusster Konsum macht die Welt nicht besser oder gerechter, sondern verstärkt Ungleichheit, befördert Entsolidarisierung und stützt den Kapitalismus.

-Referentin: Mira LandwehrKölnGermany